Die erste Gemeinde in Jerusalem und die beginnende Verfolgung (Kapitel 3,1–8,3)

Gottes Wunder an einem Gelähmten

An einem Nachmittag gegen drei Uhr gingen Petrus und Johannes zum Tempel. Sie wollten dort am öffentlichen Gebet teilnehmen. Zur selben Zeit brachte man einen Mann, der von Geburt an gelähmt war, und setzte ihn an eine der Tempeltüren, an das sogenannte Schöne Tor. Er wurde jeden Tag dorthin getragen, damit er die Leute, die in den Tempel gingen, um Almosen anbetteln konnte.

Als Petrus und Johannes den Tempel betreten wollten, bat er auch sie um Geld. Sie blieben stehen, richteten den Blick auf ihn, und Petrus sagte: »Schau uns an!« Erwartungsvoll sah der Mann auf: Würde er etwas von ihnen bekommen? Doch Petrus sagte: »Geld habe ich nicht. Aber was ich habe, will ich dir geben. Im Namen von Jesus Christus aus Nazareth: Steh auf und geh!« Dabei fasste er den Gelähmten an der rechten Hand und richtete ihn auf. In demselben Augenblick konnte der Mann Füße und Gelenke gebrauchen. Er sprang auf und konnte sicher stehen, lief einige Schritte hin und her und ging dann mit Petrus und Johannes in den Tempel. Außer sich vor Freude rannte er umher, sprang in die Luft und lobte Gott.

So sahen ihn die anderen Tempelbesucher. 10 Sie erkannten, dass es der Bettler war, der immer an dem Schönen Tor des Tempels gesessen hatte. Fassungslos und voller Staunen starrten sie den Geheilten an. Wieso konnte er jetzt laufen? 11 Alle drängten aufgeregt in die Halle Salomos. Dort umringten sie Petrus, Johannes und den Geheilten, der nicht von der Seite der Apostel wich.

Petrus predigt im Tempel

12 Als Petrus die vielen Menschen sah, sprach er zu ihnen: »Ihr Leute aus Israel! Warum wundert ihr euch darüber, dass dieser Mann jetzt gehen kann? Und weshalb starrt ihr uns an? Glaubt ihr denn, wir hätten diesen Gelähmten aus eigener Kraft geheilt oder weil wir so fromm sind?

13 Nein, es ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Vorfahren, der uns mit dieser Wundertat die Macht und Ehre seines Dieners Jesus gezeigt hat. Diesen Jesus habt ihr an Pilatus ausgeliefert und verleugnet, obwohl Pilatus entschlossen war, ihn freizulassen. 14 Für den, der ganz zu Gott gehörte und ohne jede Schuld war, habt ihr das Todesurteil verlangt, aber den Mörder habt ihr begnadigt. 15 Ihr habt den getötet, von dem alles Leben kommt. Aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Das können wir bezeugen. 16 Das Vertrauen auf Jesus und die Macht seines Namens haben diesen Mann hier vollständig geheilt. Ihr alle kennt ihn und wisst, dass er gelähmt war. Doch nun ist er vor euren Augen gesund geworden durch den Glauben, den Jesus in ihm geweckt hat. 17 Ich weiß, liebe Brüder und Schwestern, euch war nicht klar, was ihr damals getan habt, und auch eure führenden Männer wussten es nicht. 18 Doch so hat Gott erfüllt, was er durch alle Propheten angekündigt hatte: Der von ihm versprochene Retter musste leiden.

19 Jetzt aber kehrt um und wendet euch Gott zu, damit er euch die Sünden vergibt. 20 Dann wird auch die Zeit kommen, in der Gott sich euch freundlich zuwendet. Er wird euch Jesus senden, den Retter, den er für euch bestimmt hat.

21 Jesus musste zuerst in den Himmel zurückkehren und dort seine Herrschaft antreten, aber die Zeit wird kommen, in der alles neu wird. Davon hat Gott schon immer durch seine auserwählten Propheten gesprochen. 22 Bereits Mose hat gesagt: ›Einen Propheten wie mich wird der Herr, euer Gott, zu euch senden, einen Mann aus eurem Volk. Ihr sollt alles befolgen, was er euch sagt. 23 Wer aber nicht auf ihn hört, der soll aus dem Volk verstoßen werden.‹[a]

24 Ebenso haben Samuel und alle Propheten nach ihm diese Zeit angekündigt. 25 Was diese Männer gesagt haben, gilt auch für euch. Ihr habt Anteil an dem Bund, den Gott mit euren Vorfahren geschlossen hat. Denn Gott sprach zu Abraham: ›Durch deinen Nachkommen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden.‹[b]

26 Gott hat Jesus, seinen Diener, zuerst zu euch geschickt, nachdem er ihn in diese Welt gesandt hatte, und ihn beauftragt, euch zu segnen. Er wird euch helfen, umzukehren und euer Leben zu ändern.«

13 In der Gemeinde von Antiochia gab es mehrere Propheten und Lehrer: Barnabas, Simeon, genannt »der Schwarze«[a], Luzius aus Kyrene, Manaën, der zusammen mit dem Herrscher Herodes erzogen worden war, und Saulus. Als diese Männer[b] während einer Zeit des Fastens gemeinsam beteten, sprach der Heilige Geist zu ihnen: »Gebt Barnabas und Saulus für die Aufgabe frei, zu der ich sie berufen habe!« Da fasteten und beteten sie weiter, legten Barnabas und Saulus die Hände auf und sandten sie zum Missionsdienst aus.

Auf Zypern: Erster Widerstand – erster Erfolg

Auf diese Weise vom Heiligen Geist selbst ausgesandt, kamen Barnabas und Saulus zuerst nach Seleuzia und von dort mit einem Schiff nach Zypern. Gleich nachdem sie in der Stadt Salamis angekommen waren, verkündeten sie in den Synagogen Gottes Botschaft. Johannes Markus hatten sie als Gehilfen bei sich.

Dann durchzogen sie die ganze Insel und kamen bis nach Paphos. Dort trafen sie einen Juden, der sich mit Zauberei abgab. Er hieß Barjesus und war ein falscher Prophet. Dieser Jude wirkte am Hof des römischen Statthalters Sergius Paulus, einem klugen und sehr verständigen Mann. Der Statthalter hatte Barnabas und Saulus zu sich eingeladen, weil er von ihnen Gottes Botschaft hören wollte. Aber Elymas, wie der Zauberer auch genannt wurde, trat ihnen entgegen und wollte mit allen Mitteln verhindern, dass der Statthalter zum Glauben an Christus fand.

Vom Heiligen Geist erfüllt sah Saulus, der übrigens auch den Namen Paulus trägt,[c] den Zauberer durchdringend an 10 und sagte: »Du Sohn des Teufels, voller List und Bosheit! Du bist ein Feind von allem, was gut ist und Gott gefällt. Wann endlich wirst du aufhören, Gottes Wahrheit in Lüge zu verdrehen[d]? 11 Der Herr wird dich dafür strafen: Du sollst blind werden und einige Zeit die Sonne nicht sehen können.« Im selben Augenblick erblindete der Mann. Er tappte hilflos umher und brauchte jemanden, der ihn an der Hand führte. 12 Der Statthalter hatte dies alles mit angesehen, und von nun an glaubte er an den Herrn. Er war tief beeindruckt von der Lehre, die Paulus weitergab, und von dem, was sie bewirkte.

Missionsarbeit in der Stadt Antiochia in Pisidien

13 Danach verließen Paulus und seine Gefährten Paphos. Mit einem Schiff fuhren sie nach Perge in Pamphylien, wo sich Johannes Markus von ihnen trennte und nach Jerusalem zurückkehrte. 14 Barnabas und Paulus zogen allein weiter nach Antiochia in Pisidien. Am Sabbat gingen sie dort in die Synagoge und nahmen unter den Gottesdienstbesuchern Platz. 15 Nach der üblichen Lesung aus den Büchern von Mose und den Propheten ließen ihnen die Vorsteher der jüdischen Gemeinde ausrichten: »Liebe Brüder, wenn ihr ein ermutigendes Wort weitergeben wollt, dann könnt ihr das jetzt tun!«

16 Da erhob sich Paulus, bat mit einer Handbewegung um Ruhe und begann: »Ihr Männer Israels, aber auch ihr andern alle, die ihr an den Gott Israels glaubt, hört mir zu! 17 Er, der Gott unseres Volkes, hat unsere Vorfahren auserwählt und sie in Ägypten zu einem großen Volk werden lassen. Mit großer Macht führte er unser Volk von dort weg. 18 Vierzig Jahre lang ertrug er sie auf ihrem Weg durch die Wüste. 19 Und als Gott sieben Völker in Kanaan vernichtet hatte, gab er ihnen dieses Land als Besitz. 20 Dies geschah etwa 450 Jahre nachdem unsere Vorfahren nach Ägypten gekommen waren. Dann erwählte Gott Männer, die das Volk führen sollten – die Richter; der letzte war Samuel, ein Prophet Gottes.

21 Als das Volk daraufhin einen König haben wollte, gab Gott ihnen Saul, den Sohn von Kisch aus dem Stamm Benjamin.

Saul regierte vierzig Jahre. 22 Dann wandte sich Gott von ihm ab und machte David zum König über Israel. Von ihm sagte er: ›Ich habe David, den Sohn von Isai, gefunden, einen Mann, der mir Freude macht. Bei allem, was er tut, wird er auf mich hören.‹[e] 23 Einen Nachkommen von David hat Gott dem Volk Israel als Retter gesandt, so wie er es versprochen hatte. Dieser Retter ist Jesus. 24 Er kam, nachdem Johannes das ganze Volk Israel aufgerufen hatte, zu Gott umzukehren und sich taufen zu lassen. 25 Johannes hatte seinen Auftrag erfüllt, als er sagte: ›Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet. Aber nach mir wird einer kommen, und ich bin nicht einmal würdig, ihm die Schuhe auszuziehen.‹[f]

26 Euch, liebe Brüder und Schwestern, die ihr von Abraham abstammt, und euch, die ihr an den Gott Israels glaubt und ihn ehrt, gilt diese rettende Botschaft. 27 Die Einwohner von Jerusalem und ihre führenden Männer haben nicht verstanden, wer Jesus ist. Sie haben ihn verurteilt, und damit erfüllten sie die Vorhersagen der Propheten, die jeden Sabbat vorgelesen werden. 28 Denn obwohl sie Jesus kein Vergehen nachweisen konnten, wofür er den Tod verdient hätte, verlangten sie von Pilatus, ihn hinzurichten. 29 Als sie alles getan hatten, was in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist, nahmen sie ihn vom Kreuz herunter und legten ihn in ein Grab. 30 Aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. 31 Danach ist Jesus noch viele Tage seinen Jüngern erschienen, die mit ihm von Galiläa nach Jerusalem gekommen waren. Sie sind jetzt vor dem Volk Israel die Zeugen für seine Auferstehung.

32 Wir aber sind heute hier, um euch diese rettende Botschaft zu verkünden: Die Zusage, die Gott unseren Vorfahren gab, 33 hat er für uns, ihre Nachkommen, jetzt erfüllt, indem er Jesus von den Toten auferweckte. So heißt es im zweiten Psalm: ›Du bist mein Sohn, heute bin ich dein Vater geworden.‹[g] 34 Dass er Jesus von den Toten auferwecken und nicht verwesen lassen würde, hat er in der Heiligen Schrift vorausgesagt: ›Ich will euch die Gnade erweisen, die ich David versprochen habe.‹[h] 35 An einer anderen Stelle heißt es noch deutlicher: ›Du wirst den, der zu dir gehört, nicht der Verwesung preisgeben.‹[i]

36 Das bezog sich nicht etwa auf David. Denn David ist ja gestorben, nachdem er den Menschen seiner Zeit nach Gottes Willen gedient hatte. Er wurde bei seinen Vorfahren begraben und verweste. 37 Aber der, den Gott von den Toten auferweckt hat, der ist nicht verwest. 38-39 So sollt ihr nun wissen, liebe Brüder und Schwestern, dass es Jesus ist, durch den ihr Vergebung der Sünden erlangt. Jeder, der an ihn glaubt, wird frei von aller Schuld. Das Gesetz von Mose konnte uns Menschen davon nicht lossprechen.

40 Seht euch also vor, dass auf euch nicht zutrifft, was in den Propheten[j] geschrieben steht: 41 ›Ihr Verächter der Wahrheit! Wacht auf aus eurer Gleichgültigkeit und erschreckt zu Tode. Was ich noch zu euren Lebzeiten geschehen lasse, würdet ihr nicht für möglich halten, wenn andere es euch erzählten.‹[k]«

42 Als Paulus und Barnabas den Gottesdienst verließen, wurden sie gebeten, am nächsten Sabbat wiederzukommen, um noch einmal über das Gesagte zu sprechen. 43 Viele Juden, aber auch andere, die zum Judentum übergetreten waren, begleiteten Paulus und Barnabas noch. Die Apostel sprachen mit ihnen und ermutigten sie, an Gottes Gnade festzuhalten.

Konflikt mit den Juden

44 Am folgenden Sabbat waren fast alle Einwohner der Stadt zusammengekommen, um Gottes Botschaft zu hören. 45 Als die Juden die vielen Menschen in der Synagoge sahen, wurden sie neidisch. Sie widersprachen Paulus und spotteten[l]. 46 Doch Paulus und Barnabas ließen sich nicht beirren. Ruhig und fest erklärten sie: »Zuerst musste euch Juden Gottes Botschaft verkündet werden. Ihr aber wollt sie nicht hören und zeigt damit selbst, dass ihr unwürdig seid, das ewige Leben zu empfangen. Darum wenden wir uns jetzt an die Nichtjuden. 47 Denn der Herr hat uns befohlen: ›Ich habe dich zum Licht für alle Völker gemacht, damit du der ganzen Welt die Rettung bringst.‹[m]«

48 Als die Nichtjuden das hörten, freuten sie sich sehr und lobten Gott für seine Botschaft. Und alle, die zum ewigen Leben bestimmt waren, begannen zu glauben. 49 So breitete sich die Botschaft Gottes in der ganzen Umgebung aus. 50 Den Juden aber gelang es, angesehene Frauen, die sich zur jüdischen Gemeinde hielten, sowie einflussreiche Männer der Stadt gegen Paulus und Barnabas aufzuhetzen. Sie stifteten sie zum Widerstand gegen die beiden an und erreichten, dass sie aus der Stadt vertrieben wurden. 51 Da schüttelten sie den Staub von ihren Füßen als Zeichen dafür, dass sie die Stadt Gottes Urteil überließen, und reisten weiter nach Ikonion. 52 Die in Antiochia gebliebenen Jünger waren trotz allem voller Freude und wurden immer mehr mit dem Heiligen Geist erfüllt.

Reise nach Ikonion

14 In Ikonion gingen Paulus und Barnabas zuerst wieder in die Synagoge und predigten dort so überzeugend, dass viele – Juden wie Nichtjuden – zu glauben begannen. Aber die Juden, die von Gottes Botschaft nichts wissen wollten, wiegelten die nichtjüdische Bevölkerung gegen die junge Gemeinde auf. Trotzdem[n] blieben Paulus und Barnabas längere Zeit dort und predigten furchtlos in aller Öffentlichkeit, denn sie vertrauten auf die Hilfe des Herrn. Er bestätigte die Botschaft von seiner Gnade durch Zeichen und Wunder, die durch Paulus und Barnabas geschahen.

Die Meinung der Bevölkerung war geteilt. Manche hielten zu den Juden, andere zu den Aposteln. Dann aber schlossen sich die jüdischen und nichtjüdischen Gegner der Apostel zusammen. Gemeinsam mit den führenden Männern der Stadt wollten sie Paulus und Barnabas misshandeln und steinigen. Als die Apostel davon erfuhren, flohen sie in das Gebiet von Lykaonien, in die Städte Lystra und Derbe. Dort und in der ganzen Umgebung verkündeten sie die rettende Botschaft von Jesus Christus.

Heilung eines Gelähmten in Lystra

In Lystra lebte ein Mann, dessen Füße von Geburt an gelähmt und kraftlos waren. Noch nie hatte er einen Schritt gehen können. Dieser Mann hörte Paulus predigen. Paulus wurde auf ihn aufmerksam und sah, dass der Mann glaubte, er könne geheilt werden. 10 Laut rief er ihm zu: »Steh auf, stell dich auf deine Füße!« Da sprang der Mann auf und konnte gehen. 11 Als die Leute erkannten, was Paulus getan hatte, riefen sie in ihrer Muttersprache: »Die Götter sind als Menschen zu uns herabgekommen!« 12 Sie nannten Barnabas »Zeus« und Paulus »Hermes«, weil er der Wortführer war.[o] 13 Der Priester des Zeustempels vor den Toren der Stadt brachte Stiere und Kränze zum Stadttor, um den Aposteln zusammen mit dem ganzen Volk ein Opfer zu bringen. 14 Als Paulus und Barnabas begriffen, was sie vorhatten, zerrissen sie ihre Kleider, liefen unter die Menge und riefen entsetzt: 15 »Ihr Leute, was macht ihr da? Wir sind nur Menschen aus Fleisch und Blut wie ihr. Wir verkünden euch doch die rettende Botschaft, damit ihr euch von diesen toten Götzen abwendet und an den lebendigen Gott glaubt. Er hat den Himmel, die Erde, das Meer und alles, was darin ist, erschaffen! 16 Bisher hat er die nichtjüdischen Völker ihre eigenen Wege gehen lassen. 17 Aber er zeigte ihnen immer wieder, dass er lebt; denn er hat euch viel Gutes getan. Ihm verdankt ihr den Regen und die guten Ernten; er gibt euch zu essen und macht euch glücklich.«

18 Mit diesen Worten konnten Paulus und Barnabas die Leute nur mit Mühe davon abhalten, ihnen zu opfern. 19 Dann aber kamen Juden aus Antiochia und Ikonion. Sie hetzten die Volksmenge gegen die Apostel so sehr auf, dass Paulus gesteinigt wurde.

Weil die Leute Paulus für tot hielten, schleiften sie ihn zur Stadt hinaus. 20 Doch als die Jünger ihn umringten, kam Paulus wieder zu sich, stand auf und ging in die Stadt zurück. Am folgenden Tag zog er mit Barnabas weiter nach Derbe.

Paulus und Barnabas kehren nach Antiochia in Syrien zurück

21 Nachdem Paulus und Barnabas in Derbe die rettende Botschaft gepredigt hatten und viele dort Christen geworden waren, machten sich die beiden auf den Rückweg und kamen wieder durch Lystra, Ikonion und Antiochia. 22 Dort stärkten sie die jungen Christen und ermutigten sie, in ihrem Glauben festzubleiben. Sie erinnerten sie noch einmal daran: »Der Weg in Gottes Reich führt durch viel Leid und Verfolgung.«

23 Paulus und Barnabas setzten in jeder Gemeinde Leiter ein. Für sie fasteten und beteten die Apostel und stellten sie unter den Schutz des Herrn, auf den sie ihr Vertrauen gesetzt hatten.

24 Dann reisten sie durch Pisidien und Pamphylien 25 und verkündeten in der Stadt Perge Gottes Botschaft. Von der Hafenstadt Attalia aus 26 segelten sie wieder nach Antiochia in Syrien, dem Ausgangspunkt ihrer Reise. Dort hatte man sie der Gnade Gottes anvertraut für die Aufgabe, die sie nun erfüllt hatten.

27 Unmittelbar nach ihrer Ankunft riefen sie die Gemeinde zusammen und berichteten, was Gott durch sie getan und wie er auch den Nichtjuden den Weg zum Glauben gezeigt hatte. 28 Paulus und Barnabas blieben längere Zeit bei den Christen in Antiochia.

15 Eines Tages kamen Gläubige aus Judäa in die Gemeinde von Antiochia. Dort lehrten sie: »Wer sich nicht beschneiden lässt, so wie es in Moses Gesetz vorgeschrieben ist, kann nicht gerettet werden.« Paulus und Barnabas widersprachen, und es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung. Schließlich beschlossen die Christen in Antiochia, dass Paulus und Barnabas mit einigen anderen aus der Gemeinde zu den Aposteln und Gemeindeleitern nach Jerusalem gehen sollten, um diese Streitfrage zu klären.

Nachdem die Gemeinde sie verabschiedet hatte, zogen sie durch Phönizien und Samarien. Überall berichteten sie, wie auch die Nichtjuden zu Gott umgekehrt waren, und alle freuten sich darüber. In Jerusalem wurden sie von der Gemeinde, den Aposteln und den Leitern herzlich aufgenommen. Dort erzählten sie ebenfalls, was Gott durch sie unter den Nichtjuden getan hatte.

Aber auch hier forderten einige der Pharisäer, die gläubig geworden waren: »Man muss die Nichtjuden beschneiden und von ihnen verlangen, dass sie das Gesetz von Mose befolgen.«

»Gott hat längst entschieden«

Daraufhin setzten sich die Apostel und die Leiter zusammen, um diese Frage zu klären. Nach heftigen Wortwechseln stand schließlich Petrus auf und sagte: »Liebe Brüder! Ihr wisst doch, dass Gott mir schon vor langer Zeit aufgetragen hat, die rettende Botschaft auch denen zu verkünden, die keine Juden sind, denn auch sie sollen Gott vertrauen.[p] Und Gott, der jedem Menschen ins Herz sieht, hat sich zu ihnen bekannt, als er den Nichtjuden genauso wie uns den Heiligen Geist gab. Ja, Gott machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen: Er befreite sie von aller Schuld, als sie an ihn glaubten. 10 Warum wollt ihr jetzt Gott herausfordern und diesen Brüdern und Schwestern eine Last aufbürden, die weder wir noch unsere Vorfahren tragen konnten? 11 Wir glauben doch, dass wir allein durch die Gnade des Herrn Jesus gerettet werden. Dasselbe gilt auch für die Nichtjuden.«

12 Alle schwiegen und hörten Barnabas und Paulus gespannt zu, als sie berichteten, wie viele Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Nichtjuden getan hatte.

Der Vorschlag von Jakobus

13 Dann stand Jakobus auf: »Liebe Brüder, hört mir zu!«, sagte er. 14 »Simon Petrus hat eben erzählt, wie Gott selbst begonnen hat, unter den Nichtjuden ein Volk zu sammeln, das ihm gehört. 15 Das stimmt mit den Aussagen der Propheten überein, denn es heißt bei ihnen: 16 ›Danach werde ich, der Herr, mich meinem Volk wieder zuwenden und das Reich von König David wieder aufbauen. Jetzt gleicht es zwar einem verfallenen Haus, doch dann richte ich die umgestürzten Wände wieder auf. 17 Dies geschieht, damit auch die übrigen Menschen mich suchen, all die Völker, die seit jeher mein Eigentum sind. Ja, ich, der Herr, sorge dafür, 18 denn so habe ich es schon lange beschlossen!‹[q]

19 Ich meine deshalb«, erklärte Jakobus, »wir sollten den Nichtjuden, die zu Gott umgekehrt sind, keine unnötigen Lasten aufbürden und ihnen nicht die jüdischen Gesetze aufzwingen. 20 Wir sollten ihnen allerdings einen Brief schreiben und von ihnen verlangen, dass sie sich nicht durch die Verehrung von Götzen unrein machen,[r] keine verbotenen sexuellen Beziehungen eingehen, kein Fleisch von Tieren essen, die nicht völlig ausgeblutet sind, oder gar das Blut selbst verzehren. 21 Denn diese Gebote von Mose sind seit alter Zeit überall bekannt. Aus seinem Gesetz wird ja an jedem Sabbat in allen Synagogen vorgelesen.«

Judas und Silas in Antiochia

22 Am Ende der Beratungen beschlossen die Apostel und die Leiter zusammen mit der ganzen Gemeinde, einige Männer aus ihrer Mitte auszuwählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu schicken. Man wählte Judas, der auch Barsabbas genannt wurde, und Silas. Beide waren führende Männer in der Gemeinde. 23 Man gab ihnen folgenden Brief mit:

»Wir, die Apostel und Gemeindeleiter in Jerusalem, senden brüderliche Grüße an alle Christen in Antiochia, Syrien und Zilizien, die nicht aus dem Judentum stammen. 24 Wir haben gehört, dass euch einige Leute aus unserer Gemeinde – ohne von uns beauftragt zu sein – durch ihre Lehren beunruhigt und verunsichert haben. 25 Deshalb haben wir einstimmig beschlossen, zwei Männer aus unserer Gemeinde auszuwählen und sie zu euch zu senden, zusammen mit unseren lieben Brüdern Barnabas und Paulus, 26 die ihr Leben für unseren Herrn Jesus Christus eingesetzt haben. 27 Unsere Abgesandten Judas und Silas werden euch noch persönlich berichten, was wir in der strittigen Frage entschieden haben. 28 Geleitet durch den Heiligen Geist kamen wir nämlich zu dem Entschluss,[s] euch außer den folgenden Regeln keine weitere Last aufzuerlegen: 29 Ihr sollt euch nicht durch die Verehrung von Götzen unrein machen, außerdem kein Fleisch von Tieren essen, die nicht völlig ausgeblutet sind, und ihr sollt auch kein Blut verzehren. Hütet euch vor verbotenen sexuellen Beziehungen! Wenn ihr danach handelt, verhaltet ihr euch richtig. Herzliche Grüße an euch alle.«

30 Judas und Silas wurden zusammen mit Paulus und Barnabas von der Gemeinde verabschiedet und gingen nach Antiochia. Dort beriefen sie eine Gemeindeversammlung ein und übergaben das Schreiben. 31 Als man es vorgelesen hatte, freute sich die ganze Gemeinde über diese Ermutigung.

32 Judas und Silas – beide waren Propheten – sprachen lange mit den Christen, ermutigten und stärkten sie im Glauben. 33 Begleitet von den besten Wünschen der Gemeinde kehrten sie erst einige Zeit später zur Gemeinde in Jerusalem zurück, die sie abgesandt hatte.[t] 35 Paulus und Barnabas blieben noch länger in Antiochia. Sie verkündeten die Botschaft des Herrn und lehrten zusammen mit vielen anderen die Gemeinde.

Aufbruch zur zweiten Missionsreise

36 Nach einiger Zeit forderte Paulus Barnabas auf: »Lass uns noch einmal alle die Orte aufsuchen, in denen wir die rettende Botschaft verkündet haben, damit wir sehen, wie es unseren Brüdern und Schwestern dort geht.« 37 Barnabas war einverstanden, wollte aber Johannes Markus mitnehmen. 38 Doch Paulus war dagegen. Denn Johannes Markus hatte sie damals in Pamphylien im Stich gelassen und nicht weiter den Auftrag erfüllt, mit dem sie gemeinsam aufgebrochen waren. 39 Sie stritten so heftig miteinander, dass sie sich schließlich trennten. Während Barnabas mit Markus nach Zypern hinüberfuhr, 40 wählte Paulus als seinen Reisebegleiter Silas. Die Gemeinde vertraute ihn der Gnade Gottes an, und so begann er seine Reise. 41 Zunächst zog er durch Syrien sowie durch Zilizien und stärkte die Gemeinden dort im Glauben.

Gründung der ersten Gemeinden in Europa (Kapitel 16–20)

Paulus gewinnt Timotheus als Mitarbeiter

16 Nachdem Paulus die Stadt Derbe besucht hatte, erreichte er schließlich Lystra. Dort traf er Timotheus, einen Christen. Seine Mutter, auch eine Christin, war jüdischer Abstammung, sein Vater ein Grieche. In den Gemeinden von Lystra und Ikonion wurde Timotheus sehr geschätzt. Ihn nahm Paulus als weiteren Begleiter mit auf die Reise. Um auf die Juden in diesem Gebiet Rücksicht zu nehmen, ließ Paulus ihn vorher beschneiden. Denn alle wussten, dass der Vater von Timotheus ein Nichtjude war.

In jeder Stadt, durch die sie reisten, berichteten sie den Gemeinden über die Beschlüsse der Apostel und Gemeindeleiter von Jerusalem; alle Christen sollten sich danach richten.

So wurden die Gemeinden im Glauben immer fester, und die Zahl der Gemeindeglieder nahm täglich zu.

Der Heilige Geist weist Paulus den Weg nach Europa

Nach ihrem Aufenthalt in Lystra zogen sie durch den phrygischen Teil der Provinz Galatien[u]. Denn der Heilige Geist hatte sie erkennen lassen, dass sie in der Provinz Asia Gottes Botschaft noch nicht verkünden sollten. Auch als sie in die Nähe von Mysien kamen und weiter nach Norden in die Provinz Bithynien reisen wollten, erlaubte es ihnen der Geist von Jesus nicht.

So zogen sie an Mysien vorbei und erreichten die Hafenstadt Troas. Dort sprach Gott nachts in einer Vision zu Paulus. Der Apostel sah einen Mann aus Mazedonien, der ihn bat: »Komm nach Mazedonien herüber und hilf uns!« 10 Da war uns[v] klar, dass Gott uns gerufen hatte, den Menschen dort die rettende Botschaft zu verkünden. Wir suchten sofort nach einer Gelegenheit zur Überfahrt.

In Philippi entsteht die erste Gemeinde in Europa

11 Wir gingen in Troas an Bord eines Schiffes und segelten auf dem kürzesten Weg zur Insel Samothrake, am nächsten Tag weiter nach Neapolis, 12 und von dort begaben wir uns landeinwärts nach Philippi, der bedeutendsten römischen Kolonie in diesem Teil der Provinz Mazedonien. Hier blieben wir einige Tage.

13 Am Sabbat gingen wir hinaus aus der Stadt und kamen an das Flussufer, wo sich – wie wir annahmen – eine kleine jüdische Gemeinde zum Gebet versammelte. Wir setzten uns und sprachen mit den Frauen, die sich dort eingefunden hatten. 14 Zu ihnen gehörte Lydia, die an den Gott Israels glaubte. Sie stammte aus Thyatira und handelte mit Purpurstoffen. Während sie aufmerksam zuhörte, ließ der Herr sie erkennen, dass Paulus die Wahrheit verkündete. 15 Mit allen, die in ihrem Haus lebten, ließ sie sich taufen. Danach forderte sie uns auf: »Wenn ihr davon überzeugt seid, dass ich an den Herrn glaube, dann kommt in mein Haus und bleibt als meine Gäste.« Sie gab nicht eher Ruhe, bis wir einwilligten.

16 Auf dem Weg zur Gebetsstätte begegnete uns eines Tages eine Sklavin. Sie war von einem Dämon besessen, der sie wahrsagen ließ. Auf diese Weise brachte sie ihren Besitzern viel Geld ein. 17 Die Frau lief hinter Paulus und uns anderen her und schrie: »Diese Männer sind Diener des höchsten Gottes und zeigen euch, wie ihr gerettet werden könnt!«

18 Das wiederholte sich an mehreren Tagen, bis Paulus es nicht mehr ertragen konnte. Er wandte sich zu der Frau um und sagte zu dem Dämon: »Im Namen von Jesus Christus befehle ich dir: Verlass diese Frau!« In demselben Augenblick verließ der Dämon die Sklavin.

19 Als aber ihre Besitzer merkten, dass sie mit ihr nichts mehr verdienen konnten, packten sie Paulus und Silas und schleppten die beiden auf den Marktplatz zur Stadtbehörde. 20 »Diese Männer bringen unsere Stadt in Aufruhr«, beschuldigte man sie vor den obersten Beamten der Stadt. »Es sind Juden! 21 Sie wollen hier Sitten einführen, die wir als römische Bürger weder befürworten noch annehmen können!«

22 Da stellte sich die aufgehetzte Menschenmenge drohend gegen Paulus und Silas, und die obersten Beamten der Stadt ließen den beiden die Kleider vom Leib reißen und sie mit Stöcken schlagen. 23 Nachdem sie so misshandelt worden waren, warf man sie ins Gefängnis und gab dem Aufseher die Anweisung, die Gefangenen besonders scharf zu bewachen. 24 Also sperrte er sie in die sicherste Zelle und schloss zusätzlich ihre Füße in einen Holzblock ein.

25 Gegen Mitternacht beteten Paulus und Silas. Sie lobten Gott mit Liedern, und die übrigen Gefangenen hörten ihnen zu. 26 Plötzlich bebte die Erde so heftig, dass das ganze Gefängnis bis in die Grundmauern erschüttert wurde; alle Türen sprangen auf, und die Ketten der Gefangenen fielen ab.

Ein Gefängnisaufseher kommt zum Glauben

27 Aus dem Schlaf gerissen sah der Gefängnisaufseher, dass die Zellentüren offen standen. Voller Schrecken zog er sein Schwert und wollte sich töten, denn er dachte, die Gefangenen seien geflohen.

28 »Tu das nicht!«, rief da Paulus laut. »Wir sind alle hier.« 29 Der Gefängnisaufseher ließ sich ein Licht geben und stürzte in die Zelle, wo er sich zitternd vor Paulus und Silas niederwarf. 30 Dann führte er die beiden hinaus und fragte sie: »Ihr Herren, was muss ich tun, um gerettet zu werden?«

31 »Glaube an den Herrn Jesus, dann werden du und alle, die in deinem Haus leben, gerettet«, erwiderten Paulus und Silas. 32 Sie verkündeten ihm und allen in seinem Haus die rettende Botschaft Gottes.

33 Der Gefängnisaufseher kümmerte sich noch in derselben Stunde um Paulus und Silas, er reinigte ihre Wunden und ließ sich mit allen, die zu ihm gehörten, umgehend taufen.

34 Dann führte er sie hinauf in sein Haus und bewirtete sie. Er freute sich zusammen mit allen, die bei ihm lebten, dass sie zum Glauben an Gott gefunden hatten. 35 Bei Tagesanbruch schickten die obersten Beamten die Gerichtsdiener mit dem Befehl zu ihm: »Lass diese Leute gehen!« 36 Der Gefängnisaufseher teilte das Paulus mit: »Die führenden Männer lassen euch sagen, dass ihr frei seid. Ihr könnt jetzt unbesorgt die Stadt verlassen.«

37 Doch Paulus widersprach: »Sie haben uns in aller Öffentlichkeit geschlagen und ohne jedes Gerichtsverfahren ins Gefängnis geworfen, obwohl wir römische Bürger sind.[w] Und jetzt wollen sie uns heimlich und auf bequeme Weise loswerden! Aber das kommt gar nicht in Frage! Die Männer, die dafür verantwortlich sind, sollen persönlich kommen und uns aus dem Gefängnis führen.« 38 Mit dieser Nachricht kehrten die Gerichtsdiener zurück. Als die führenden Männer hörten, dass Paulus und Silas römische Bürger waren, erschraken sie 39 und liefen sofort zum Gefängnis. Sie entschuldigten sich bei Paulus und Silas, geleiteten die beiden hinaus und baten sie, die Stadt zu verlassen.

40 Paulus und Silas aber gingen zunächst in das Haus von Lydia. Dort hatte sich die ganze Gemeinde versammelt. Nachdem Paulus und Silas sie ermutigt hatten, im Glauben festzubleiben, verabschiedeten sie sich und verließen die Stadt.

Paulus und Silas in Thessalonich

17 Paulus und Silas reisten über Amphipolis und Apollonia nach Thessalonich. In dieser Stadt gab es eine Synagoge. Wie gewohnt ging Paulus zunächst dorthin und sprach an drei Sabbaten zu den Leuten. Er las ihnen aus der Heiligen Schrift vor und erklärte ihnen die jeweiligen Stellen. So zeigte er ihnen, dass der versprochene Retter leiden und sterben und danach von den Toten auferstehen musste. »Und dieser versprochene Retter«, so betonte er, »ist der Jesus, von dem ich euch berichtet habe.« Einige Juden ließen sich überzeugen und schlossen sich Paulus und Silas an. Dazu kamen noch viele Griechen, die an den Gott Israels glaubten, sowie nicht wenige einflussreiche Frauen der Stadt.

Dies weckte Neid und Eifersucht bei den Juden. Mit Hilfe gewalttätiger Männer, die sie von der Straße holten, zettelten sie einen Tumult an und brachten die ganze Stadt in Aufruhr. Dann zogen sie vor das Haus von Jason, in dem Paulus und Silas zu Gast waren, drangen dort ein und wollten die beiden vor die aufgebrachte Menge[x] zerren. Paulus und Silas waren aber nicht im Haus, und deshalb schleppte man Jason und einige andere Christen vor die führenden Männer der Stadt. »Diese Kerle, die in der ganzen Welt Unruhe stiften«, schrien sie, »sind jetzt auch hierhergekommen und haben sich bei Jason einquartiert. Sie verstoßen gegen die Gesetze des Kaisers und behaupten, ein anderer sei König, nämlich Jesus.« Die Volksmenge und die führenden Männer waren außer sich. Erst nachdem Jason und die anderen Christen eine Kaution bezahlt hatten, ließ man sie wieder frei.

Neue Schwierigkeiten in Beröa

10 Noch in derselben Nacht sorgte die Gemeinde in Thessalonich dafür, dass Paulus und Silas nach Beröa abreisen konnten. Auch dort gingen die beiden gleich wieder in die Synagoge. 11 Die Juden in Beröa waren eher bereit, Gottes Botschaft anzunehmen, als die in Thessalonich. Sie hörten sich aufmerksam an, was Paulus und Silas lehrten, und forschten täglich nach, ob dies mit der Heiligen Schrift übereinstimmte. 12 Daraufhin begannen viele von ihnen zu glauben, außer den Juden auch zahlreiche angesehene griechische Frauen und Männer.

13 Als die Juden in Thessalonich erfuhren, dass Paulus auch in Beröa Gottes Botschaft verkündete, kamen sie dorthin und wiegelten auch hier die Leute auf. 14 Doch die Christen in Beröa schickten Paulus sofort aus der Stadt und begleiteten ihn auf dem Weg zur Küste. Silas und Timotheus blieben zurück. 15 Die Brüder, die Paulus begleiteten, brachten ihn bis nach Athen, dann kehrten sie nach Beröa zurück. Paulus ließ durch sie ausrichten, dass Silas und Timotheus so schnell wie möglich nachkommen sollten.

Paulus in Athen

16 Während Paulus in Athen auf Silas und Timotheus wartete, wurde er zornig über die vielen Götterstatuen in der Stadt. 17 Daraufhin sprach er in der Synagoge zu den Juden und den Griechen, die an den Gott Israels glaubten. Außerdem predigte er an jedem Tag auf dem Marktplatz zu den Menschen, die gerade vorbeikamen. 18 Bei einer solchen Gelegenheit kam es zu einem Streitgespräch mit einigen Philosophen, und zwar mit Epikureern und Stoikern[y]. Einige von ihnen meinten: »Dieser Mann ist doch ein Schwätzer!«, andere sagten: »Er scheint von irgendwelchen fremden Göttern zu erzählen.« Denn Paulus hatte von Jesus und seiner Auferstehung gesprochen.[z] 19 Weil die Philosophen mehr über die neue Lehre erfahren wollten, nahmen sie den Apostel mit zu einer Sitzung des Stadtrats von Athen[aa]. 20 »Was wir von dir hören, ist alles neu und fremd für uns«, erklärten sie Paulus. »Wir möchten gern Genaueres darüber wissen.« 21 Denn sowohl die Athener als auch die Fremden in dieser Stadt beschäftigten sich am liebsten damit, Neuigkeiten zu erfahren und weiterzuerzählen.

22 Da stellte sich Paulus vor alle, die auf dem Areopag versammelt waren, und rief: »Athener! Mir ist aufgefallen, dass ihr euren Göttern mit großer Hingabe dient; 23 denn als ich durch eure Stadt ging und mir eure Heiligtümer ansah, da habe ich sogar einen Altar gefunden, auf dem stand: ›Für einen unbekannten Gott.‹ Diesen Gott, den ihr verehrt, ohne ihn zu kennen, möchte ich euch nun bekannt machen.

24 Es ist der Gott, der die Welt und alles, was in ihr ist, geschaffen hat. Dieser Herr des Himmels und der Erde wohnt nicht in Tempeln, die Menschen gebaut haben. 25 Er braucht auch nicht die Hilfe und Unterstützung irgendeines Menschen; schließlich ist er es, der allen das Leben gibt und was zum Leben notwendig ist. 26 Aus dem einen Menschen, den er geschaffen hat, ließ er die ganze Menschheit hervorgehen, damit sie die Erde bevölkert. Er hat auch bestimmt, wie lange jedes Volk bestehen und in welchen Grenzen es leben soll. 27 Das alles hat er getan, weil er wollte, dass die Menschen ihn suchen. Sie sollen mit ihm in Berührung kommen und ihn finden können. Und wirklich, er ist jedem von uns ja so nahe! 28 Durch ihn allein leben und handeln wir, ja, ihm verdanken wir alles, was wir sind. So wie es einige eurer Dichter gesagt haben: ›Wir sind seine Kinder.‹[ab] 29 Weil wir nun von Gott abstammen, ist es doch unsinnig zu glauben, dass wir Gott in Statuen aus Gold, Silber oder behauenen Steinen darstellen könnten. Diese sind doch nur Gebilde unserer Kunst und unserer Vorstellungen. 30 Bisher haben die Menschen das nicht erkannt, und Gott hatte Geduld mit ihnen. Aber jetzt befiehlt er allen Menschen auf der ganzen Welt, zu ihm umzukehren. 31 Denn der Tag ist schon festgesetzt, an dem Gott alle Menschen richten wird; ja, er wird ein gerechtes Urteil sprechen, und zwar durch einen Mann, den er selbst dazu bestimmt hat. Er hat ihn darin bestätigt, indem er ihn von den Toten auferweckte.«

32 Als Paulus von der Auferstehung der Toten sprach, begannen einige zu spotten, andere aber meinten: »Darüber wollen wir später noch mehr von dir hören.« 33 Paulus verließ jetzt die Versammlung. 34 Einige Leute schlossen sich ihm an und fanden zum Glauben. Darunter waren Dionysius, ein Mitglied des Stadtrats, eine Frau, die Damaris hieß, und manche andere.

Ein vielversprechender Anfang in Korinth

18 Bald darauf verließ Paulus Athen und reiste nach Korinth. Dort lernte er einen Christen jüdischer Herkunft namens Aquila kennen, der aus der Provinz Pontus stammte. Er war vor kurzem mit seiner Frau Priszilla aus Italien nach Korinth übergesiedelt, weil Kaiser Klaudius alle Juden aus Rom ausgewiesen hatte. Paulus besuchte die beiden, und weil sie wie er von Beruf Zeltmacher waren, arbeiteten sie schließlich zusammen, und Paulus wohnte bei ihnen.

Paulus lehrte an jedem Sabbat in der Synagoge, und was er sagte, überzeugte Juden wie Griechen. Als dann Silas und Timotheus aus Mazedonien eintrafen, setzte Paulus seine ganze Zeit dafür ein, um Gottes Botschaft zu verkünden und den Juden zu bezeugen, dass Jesus der von Gott versprochene Retter ist.

Doch die Juden widersprachen ihm und spotteten über seine Lehre[ac]. Da schüttelte Paulus den Staub von seinen Kleidern als Zeichen dafür, dass er sie Gottes Urteil überließ. »Ich bin nicht schuld an eurem Tod und Verderben«,[ad] sagte er. »Von jetzt an werde ich den nichtjüdischen Völkern Gottes Botschaft verkünden.«

Mit diesen Worten verließ er die Synagoge und lehrte von da an im Haus von Titius Justus. Dieser Mann glaubte an den Gott Israels, obwohl er kein Jude war. Sein Haus stand direkt neben der Synagoge. Schließlich fand sogar Krispus, der Vorsteher der Synagoge, zum Glauben an den Herrn, zusammen mit allen, die in seinem Haus lebten. Und noch viele Korinther, die Gottes Botschaft gehört hatten,[ae] begannen zu glauben und ließen sich taufen.

Eines Nachts sprach der Herr in einer Vision zu Paulus: »Hab keine Angst! Predige weiter und schweige nicht! 10 Ich bin bei dir, und niemand kann dir etwas anhaben. Denn viele Menschen in dieser Stadt werden an mich glauben.[af]« 11 So blieb Paulus insgesamt anderthalb Jahre in Korinth. Er unterwies dort die Menschen und erklärte ihnen Gottes Botschaft.

12 Als aber Gallio Statthalter von Achaja wurde, schlossen sich die Juden zusammen und verklagten Paulus. Sie brachten ihn vor Gericht 13 und beschuldigten ihn: »Dieser Mann verführt die Leute, Gott in einer Weise zu dienen, die im Widerspruch zum Gesetz steht.«

14 Noch ehe Paulus etwas erwidern konnte, wandte sich Gallio an die Juden: »Wenn es sich um ein Verbrechen oder sonst ein schweres Vergehen handeln würde, müsste ich euch Juden anhören. 15 Weil ihr aber über Lehrfragen, irgendwelche Personen und eure religiösen Gesetze streitet, müsst ihr euch schon selbst einigen. Ich jedenfalls werde darüber nicht entscheiden.« 16 Damit wies er die Ankläger ab und ließ den Gerichtsplatz räumen. 17 Jetzt fielen die Zuhörer über den neuen Synagogenvorsteher Sosthenes her und verprügelten ihn noch auf dem Gerichtsplatz. Doch Gallio kümmerte sich überhaupt nicht darum.

Rückkehr nach Antiochia und Aufbruch zur dritten Missionsreise

18 Paulus blieb noch einige Zeit in Korinth. Dann verabschiedete er sich von den Christen, und zusammen mit Priszilla und Aquila fuhr er mit dem Schiff in Richtung Syrien. Bevor sie in Kenchreä, dem Hafen von Korinth, an Bord gingen, ließ Paulus sich die Haare abschneiden, um damit ein Gelübde einzulösen. 19 Nach ihrer Ankunft in Ephesus blieben Priszilla und Aquila auf die Bitte von Paulus hin in der Stadt, während er selbst in die Synagoge ging. Dort sprach er mit den Juden. 20 Und obwohl sie ihn baten, länger bei ihnen zu bleiben, 21 verabschiedete er sich mit den Worten: »Wenn Gott es will, werde ich später wiederkommen.« Dann verließ er Ephesus auf einem Schiff. 22 In Cäsarea ging er von Bord und reiste auf dem Landweg nach Jerusalem. Dort besuchte er die Gemeinde, um schließlich nach Antiochia weiterzuziehen.

23 Aber auch hier blieb er nicht lange. Er zog zuerst durch die Provinz Galatien[ag], danach durch Phrygien. Überall besuchte er die Gemeinden und stärkte sie in ihrem Glauben.

Apollos in Ephesus und Korinth

24 In der Zwischenzeit war Apollos, ein Jude aus Alexandria, nach Ephesus gekommen. Er kannte sich in der Heiligen Schrift bestens aus und war ein gebildeter und gewandter Redner. 25 Über die christliche Botschaft wusste er Bescheid, und er sprach voller Begeisterung von Jesus. Zuverlässig lehrte er, was Jesus gesagt und getan hatte. Dennoch kannte er lediglich die Taufe von Johannes. 26 Dieser Apollos begann unerschrocken in der Synagoge von Jesus zu sprechen. Unter seinen Zuhörern waren auch Priszilla und Aquila. Sie nahmen ihn als Gast in ihrem Haus auf, um ihm dort Gottes Weg zur Rettung genauer zu erklären. 27 Als Apollos plante, in die Provinz Achaja zu reisen, ermutigten ihn die Christen von Ephesus dazu und gaben ihm ein Empfehlungsschreiben an die Gemeinde in Korinth mit. Darin baten sie die dortigen Christen, ihn freundlich aufzunehmen. In Achaja war Apollos mit seiner besonderen Begabung den Christen eine große Hilfe. 28 Denn in öffentlich geführten Streitgesprächen widerlegte er mit Nachdruck die Einwände der Juden und wies anhand der Heiligen Schrift nach, dass Jesus der versprochene Retter ist.

Paulus in Ephesus

19 Während Apollos in Korinth war, reiste Paulus durch das kleinasiatische Hochland und kam nach Ephesus. Dort traf er einige Jünger. Er fragte sie: »Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr begonnen habt zu glauben?« – »Nein«, erwiderten sie, »wir haben noch nicht einmal gehört, dass der Heilige Geist schon gekommen ist[ah]

»Welche Taufe habt ihr denn empfangen?«, wollte Paulus jetzt wissen. »Die Taufe von Johannes«, war die Antwort.

Footnotes

  1. 13,1 Simeon war womöglich von afrikanischer Herkunft.
  2. 13,2 Oder: die Gemeinde.
  3. 13,9 »Saulus« war der ursprüngliche hebräische Name des Apostels. Daneben trug er noch den römischen Namen »Paulus«, mit dem er von nun an in der ganzen Apostelgeschichte bezeichnet wird.
  4. 13,10 Oder: Gottes gute Absichten zu durchkreuzen.
  5. 13,22 Vgl. Psalm 89,21; 1. Samuel 13,14.
  6. 13,25 Lukas 3,16
  7. 13,33 Wörtlich: heute habe ich dich gezeugt. – Ein bildlicher Ausdruck für die Einsetzung des Königs in sein Amt. Psalm 2,7.
  8. 13,34 Jesaja 55,3
  9. 13,35 Psalm 16,10
  10. 13,40 Vgl. die Anmerkung zu Kapitel 7,42.
  11. 13,41 Habakuk 1,5
  12. 13,45 Oder: und verlästerten Jesus.
  13. 13,47 Jesaja 49,6
  14. 14,3 Oder: Gerade deshalb.
  15. 14,12 Zeus war die oberste Gottheit in der griechischen Religion, Hermes dessen Bote. Paulus wurde offenbar aufgrund seiner Redegabe für Hermes gehalten.
  16. 15,7 Oder: Ihr wisst doch, dass Gott euch seine Entscheidung in dieser Sache schon vor langer Zeit gezeigt hat. Das tat er nämlich, als er mir damals aufgetragen hat, die rettende Botschaft auch denen zu verkünden, die keine Juden sind. Denn auch sie sollten Gott vertrauen.
  17. 15,18 Amos 9,11‒12
  18. 15,20 Oder: dass sie kein Fleisch essen, das Götzen geopfert worden ist.
  19. 15,28 Wörtlich: Dem Heiligen Geist und uns erschien es gut.
  20. 15,33 Andere Handschriften fügen hinzu: (Vers 34) Silas aber erschien es gut, vorerst noch in Antiochia zu bleiben.
  21. 16,6 Oder: durch die Landschaften Phrygien und Galatien. – Vgl. »Galatien« im Biblischen Personen- und Ortsverzeichnis.
  22. 16,10 Hier beginnt der erste von drei Berichten in der Wir-Form. Lukas, der Verfasser der Apostelgeschichte, hat Paulus auf einigen seiner Reisen begleitet. Vgl. auch Kapitel 20,5–21,18; 27,1–28,16.
  23. 16,37 Das römische Bürgerrecht erhielt man normalerweise durch die Geburt, aber es konnte auch als Belohnung verliehen oder gekauft werden (vgl. Kapitel 22,28). Es beinhaltete gewisse Rechte, zum Beispiel das Recht auf ein ordentliches Gerichtsverfahren und die Berufung auf den Kaiser.
  24. 17,5 Oder: vor die Bürgerversammlung.
  25. 17,18 Die Epikureer betrachteten ein ruhiges, ungestörtes Leben sowie die Freundschaft als höchste Ideale. Götter spielten bei ihnen keine große Rolle. Bei den Stoikern stand gutes sittliches Handeln im Vordergrund. Dazu gehörten Selbstbeherrschung, Gerechtigkeit, Mut und Pflichterfüllung.
  26. 17,18 Das griechische Wort für Auferstehung lautet »Anastasis«. Womöglich hielten die Zuhörer »Jesus und Anastasis« für ein Götterpaar.
  27. 17,19 Wörtlich: zum Areopag. – Der Areopag war in erster Linie für religiöse, ethische, kulturelle, aber auch strafrechtliche Fragen zuständig, und damit auch für Paulus, wenn er unter Verdacht stand, neue Gottheiten einführen zu wollen. Andere Ausleger verstehen den »Areopag« nur als Hinweis auf den gleichnamigen Hügel in Athen.
  28. 17,28 Wörtlich: Denn wir sind auch seines Geschlechts.
  29. 18,6 Oder: und verlästerten Jesus.
  30. 18,6 Wörtlich: Euer Blut komme auf euer Haupt.
  31. 18,8 Oder: die davon gehört hatten.
  32. 18,10 Wörtlich: Denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.
  33. 18,23 Oder: durch die Landschaft Galatien. – In diesem Fall wäre die weiter nördlich gelegene Landschaft Galatien in der Mitte Kleinasiens gemeint. Vgl. »Galatien« im Biblischen Personen- und Ortsverzeichnis.
  34. 19,2 Oder: dass es einen Heiligen Geist gibt.